Wer behauptet, Golf sei elitär und langweilig, hat vermutlich noch nie mit Antje Heissel eine Runde gespielt.
Zweifache Ski&Golf Weltmeisterin, PGA Pro Trainerin im Golfclub Gut Neuhof bei Frankfurt – und jemand, der mit viel Herzblut, Humor und Bodenständigkeit zeigt, dass Golf alles andere als steif ist. Ich hatte das Vergnügen, mit ihr eine morgendliche Runde zu drehen – und sagen wir so: Ich habe nicht nur an meinem Abschlag gearbeitet, sondern auch einiges gelernt.
In ihrem Beitrag gibt sie ehrliche (und ironische) Einblicke in die Welt des Golfsports – jenseits von Vorurteilen, Klischees und Dresscode - Debatten. Viel Spaß beim Lesen – und vielleicht auch beim Neudenken.
Golf für alle – oder doch ein elitärer Zirkel?
„Du spielst Golf? Dann haben deine Eltern bestimmt viel Geld.“
Ein Satz, den ich mehr als einmal gehört habe. Doch ganz ehrlich: Ich habe mir den Golfsport in meiner Jugend selbst finanziert. Eine Jugendmitgliedschaft kostete mich 150 € pro Jahr, das Training nochmal 250 €. Später schaffte ich den Sprung in die Damenmannschaft – und bekam damit auch Unterstützung vom Club.
Das ist nicht der Regelfall. Viele entdecken den Golfsport erst mit Mitte 20 oder noch später. Und dann? Aufnahmegebühr, laufende Kosten von etwa 1.600 € im Jahr. Zum Vergleich: Ein Premium-Fitnessstudio in einer deutschen Großstadt verlangt mittlerweile 130 € oder mehr im Monat.
Und dann gibt’s da noch den Faktor Zeit. Eine kluge Person hat mal gesagt:
„Der wahre Luxus am Golf ist die Zeit.“
Da ist definitiv was dran.
Der Weg beginnt mit der Platzreife
Zumindest im deutschsprachigen Raum. Mein Lieblingsthema!
Man bucht 12 Trainerstunden, absolviert die Platzreife – und dann kann man Golf … naja, fast. Wer spielt, weiß: Man lernt nie aus.
In vielen anderen Ländern gilt übrigens „Pay and Play“ – einfach zahlen und loslegen. Ob diese Spieler schlechter sind? Wage ich zu bezweifeln.
Golf-Fieber – und dann kommen die Kosten
Ein Bag, Eisen, Hölzer, Wedges, Putter, Bälle, Tees, Handtücher, Entfernungsmesser, Schuhe, Handschuhe, Pitchgabel mit Gravur (danke an alle Freunde mit kreativen Geschenkideen!), und natürlich: Kleidung. Man will ja nicht wie ein Anfänger aussehen.
Als Frau habe ich mich anfangs bei Röcken umgesehen – wie ich’s vom Tennis kannte. Beim Golf waren sie knielang – nicht mein Ding. Also habe ich einfach meine Tennisröcke weitergetragen. Anfangs habe ich auch nur helle Hosen getragen, was sich als wenig praktisch herausstellte.
Mit 24 habe ich mir meine erste „richtige“ Golfhose gekauft: Stretch, weicher Bund, vier Taschen – ich war begeistert. Ein Jahr später kam das gleiche Modell in Schwarz dazu – saß aber nicht mehr ganz so gut. Damit musste ich leben.
Heute: Funktion trifft Stil
Bis dieses Jahr bin ich als PGA-Pro mit zwei Hosen ausgekommen. Umso mehr freue ich mich, dass artes motus mich jetzt ausstattet – mit bequemen, leichten, elastischen Hosen, die extra Taschen für Tees haben und einfach perfekt geschnitten sind. Dazu Poloshirts, die dank Silikonbund in der Hose nicht hochrutschen. Clever gelöst! (Der Gründer stand übrigens mit einem breiten Grinsen am Abschlag – nach dem Schlag war das Grinsen dann kurz weg …)
Wem das zu klassisch ist: Golf-Leggings mit praktischen Taschen für Smartphone, Tees und Co. gibt’s auch.
Und dann war da noch der Hemdkragen …
Früher Pflicht für die Platzetikette. Bis Nike ein Poloshirt ohne klassischen Kragen auf den Markt brachte – und die Golfwelt diskutierte: Darf man das überhaupt?
Meine Meinung: Tragt, was euch gefällt. Zum Glück hat sich in der Golfmode einiges getan. Und ja – Blue Jeans dürfen gern zu Hause bleiben 😉.
Mein ehrliches Fazit – direkt vom Halfway-House
Golf ist eine wunderschöne Sportart, die man unbedingt mal ausprobieren sollte.
Sie ist vielseitig, herausfordernd und kaum etwas ist schöner, als abends bei goldenem Licht noch 9 Löcher zu spielen.
Für alle, die den Golfsport erst später entdecken: Ja, es gibt am Anfang einiges zu besorgen – aber es muss nicht gleich jedes Gadget sein. Sucht euch einen Club in der Nähe, damit ihr oft spielen könnt. Und rechnet euch die Kosten monatlich aus – plötzlich wirkt alles gar nicht mehr so teuer. (So machen wir’s ja inzwischen bei fast allem: Fitnessstudio, Tanzkurs, Streamingdienst …)
Und zum Abschluss:
Lieber Marc, danke für die entspannte und unterhaltsame Golfrunde am Morgen! Und ein kleiner Tipp zu deinem Abschlag: Vielleicht mal über Trainerstunden nachdenken, ich kenne da jemanden 😉.
Auf ein schönes Spiel!